Botschaft der Geschichte: Du bist nicht zu viel, du bist genau richtig. Und manchmal steckt das größte Geschenk in dem, was du am meisten versteckst.
Ganz hinten im Garten, dort, wo niemand mehr Unkraut jätete und das Gras bis über die Knie reichte, stand ein alter, knorriger Kirschbaum. In diesem Baum wohnte – was fast niemand wusste – ein kleiner Drache.
Er hieß Funki.
Funki war kein gewöhnlicher Drache. Er war so groß wie eine Taube und so schüchtern wie ein Rehkitz im Scheinwerferlicht. Sein Schuppenkleid war moosgrün, mit roten Tupfen und seine Flügel sahen aus wie zusammengefaltete Regenschirme.
Warum lebte Funki im Kirschbaum?
Weil er sich dort sicher fühlte.
Denn Funki hatte ein Problem: Jedes Mal, wenn er sich aufregte, kitzelte es in seiner Nase. Und dann…
HATSCHI!
Flamme. Funken. Qualm.

Das passierte beim Niesen, beim Lachen und manchmal sogar beim Gähnen.
Funki war überzeugt: „Ich bin zu gefährlich für die Welt. Wer will schon einen feuerspuckenden Drachen als Freund?“
Also versteckte er sich.
Er beobachtete von oben, wie Vögel pickten, Katzen schnurrten und Kinder im Garten spielten. Manchmal wünschte er sich, er wäre einfach nur ein… Eichhörnchen. Die spucken nämlich kein Feuer.
Dann, eines Tages, zog eine neue Familie ins Haus nebenan. Und mit ihr kam ein Mädchen in den Garten: Maja.

Maja hatte Locken wie kleine Spiralen, Gummistiefel mit Erdbeeren drauf und trug jeden Tag ein Pflaster auf der Nase – obwohl sie gar keine Wunde hatte. Sie behauptete, das sei ihr „Drachenpflaster“, für alle Fälle.
Maja war neugierig. Sie pflückte Kirschen, kletterte auf Bäume und summte Lieder über fliegende Waffeln und tanzende Gummibären.
Funki beobachtete sie aus seinem Astloch.
Eines Morgens saß Maja direkt unter seinem Kirschbaum und sprach mit sich selbst. „Warum wachsen hier so viele Kirschen, obwohl ich nie Vögel sehe?“
Funki zuckte. Eine Kirsche kullerte aus seinem Nest. Und dann passierte es:
HATSCHI!

Ein winziger Feuerstrahl schoss aus dem Astloch, zischte an einem Blatt vorbei und ließ eine Kirsche karamellisieren.
Maja blinzelte. „War das etwa… ein feuerspuckender Baum?“
Funki seufzte. Zu spät. Er steckte den Kopf vorsichtig aus seinem Versteck.
„Hallo…“, krächzte er.
Maja starrte. Dann lachte sie laut. „Ein Drache! In meinem Baum! Ich wusste, das Pflaster bringt Glück!“
Funki kauerte sich zusammen. „Ich… ich wollte dich nicht erschrecken.“
„Du hast mich nicht erschreckt, du hast mich begeistert! Wie heißt du?“
„Funki“, flüsterte er.
„Ich bin Maja. Sag mal, Funki… kannst du auch Würstchen grillen?“
Funki runzelte die Stirn. „Ich… na ja… vielleicht?“
Maja klatschte in die Hände. „Heute ist unser erstes Grillfest im neuen Garten! Aber Papa kann kein Feuer machen. Du wärst perfekt!“
Funki zögerte. „Was, wenn ich zu viel Feuer mache?“
Maja lächelte. „Dann löschen wir es. Aber wenn du es nie versuchst – wirst du nie wissen, wie gut du darin bist.“
Später am Abend saßen alle Gäste um den kalten Grill. Der Vater versuchte mit einem Feuerzeug und viel Pusten, die Kohlen zum Glühen zu bringen. Es sah eher aus wie ein Tanz als wie ein Grillversuch.
Da trat Maja nach vorn. „Ich hab da jemanden, der kann das besser.“
Die Mutter hob eine Augenbraue. „Jemanden?“
Und da kam Funki. Zitternd, mit rot flackernden Bäckchen – aber mutig.
„Darf ich?“, fragte er leise.

„Natürlich!“, sagte Maja, und die anderen rückten ein Stück zur Seite.
Funki holte tief Luft, konzentrierte sich – und statt eines wilden Flammensturms kam ein sanftes, gezieltes Füüüüüüü aus seiner Nase. Die Kohlen glühten auf, der Rauch stieg auf – das Feuer war perfekt.
Die Gäste klatschten. Der Vater starrte ungläubig. Die Mutter reichte Funki einen Teller mit Kartoffelsalat.
„Was für ein Talent!“, sagte Opa begeistert.
„Wie praktisch!“, rief der Vater.
„Hat jemand Marshmallows?“, fragte die kleine Leni.
Funki kicherte. Und obwohl er leise lachte, stieg dabei ein kleiner, lustiger Flammenkringel in die Luft.
Von da an war der Drache im Kirschbaum nicht mehr allein.
Er bekam beim Grillen seinen eigenen Stuhl (mit feuerfester Decke), durfte die Laternen anzünden und machte sogar das Lagerfeuer bei der Sommerparty.
Wenn jemand ihn fragte, ob er gefährlich sei, lachte er und sagte: „Nur für kalte Kohlen.“

Und manchmal, wenn der Himmel klar war und die Sterne funkelten, setzten sich Maja und Funki oben in den Baum, mampften Kirschen – und spuckten kleine Funken ins Dunkel.
Nur so zum Spaß.
Ende. 🐉🍒🔥